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ELWETRITSCHE MIT LIONER

Interview aus dem Regiogeflüster

Der Bischoff von Winnweiler: Die letzte pfälzische Privatbrauerei einer einstmals lebendigen Bierlandschaft. Doch nun? Nun erliegt auch Bischoff dem Marktdruck. Ausgerechnet Saarländer übernehmen die letzte Bastion Pfälzer Bierseligkeit. So scheint es. Was es mit der "Kooperation" zwischen Bischoff und Karlsberg aus Homburg wirklich auf sich hat, erklären die beiden Brauerei-Geschäftsführer Sven Bischoff und Ulrich Grundmann hier.

Regiogeflüster: Herr Bischoff, was ist Ihr liebster Saarländer-Witz?
Sven Bischoff: Es gibt keine Saarländer Witze. Es gibt nur Realsatire ... Aber in Zusammenarbeit mit saarländischen Partnern verkneift man sich diese Gags. Doch bei Karlsberg arbeiten ja genug Pfälzer ...
Ulrich Grundmann: Sowieso: Homburg liegt im "Saar-Pfalz-Kreis". Einen Widerspruch zwischen der Pfalz und dem Saarland gibt es bei uns nicht.

Regiogeflüster: Die Kooperation zwischen Bishoff und Karlsberg ist also ein Stück Völkerverständigung zwischen Saarländern und Pfälzern? Trifft man das Elwetritsche demnächst mit einem Ring Lioner?
Bischoff: Die Legende überliefert nicht, ob das pfälzische Fabelwesen tatsächlich ein Fleischfresser ist. Es spricht jedoch nichts dagegen, dass auch die Saarländer in den Genuss unseres traditionsreichen Bieres kommen.

Regiogeflüster: Die große Karlsberg und die kleine Privatbrauerei. De facto ist die Kooperation doch eine Übernahme.
Bischoff: Nein. Wir bleiben rechtlich zu 100 Prozent selbstständig. Die Marke Bischoff bleibt in Winnweiler. Aber eines stimmt: Die Kooperation ist sehr eng mit einer klaren Aufgabenverteilung. Karlsberg nimmt das Bischoff-Bier in das eigene Portfolio und vertreibt es regional, national und international. Dabei verstehen wir uns nach wie vor als Brauer vor Ort, der sich als Braumanufaktur Spezialitäten widmet und für die Marke Bischoff steht.
Grundmann: Die Philosophie der ebenfalls familiengeführten Karlsberg-Brauerei passt hervorragend zu Bischoff. Hier finden zwei Partner zu einem neuen Kooperationsmodell, das es so bislang in Deutschland noch nicht gibt. Karlsberg zählt zu den größten exportierenden Brauereien in Deutschland. Da können wir Bischoff mitnehmen. Die Marke hat einen guten Klang.

Regiogeflüster: Das heißt, Bischoff wird internationaler als bisher?
Grundmann: Ja. Bischoff ist ein guter Name, der auch im Ausland funktioniert. Die Marke hat einen authentischen Hintergrund in einer kleinen, feinen Privatbrauerei mit ländlicher Lage, verbunden mit spezieller, pfälzischer Tradition. Die Pfalz steht für Spitzenwein und ist auch ein guter Absender für ein Spitzenbier.

Regiogeflüster:
Doch wie geht es weiter in Winnweiler? Wie sicher ist der
Standort?
Bischoff: Wir hatten 54 Mitarbeiter, heute haben wir etwa die Hälfte, zudem arbeiten einige ehemalige nun bei Karlsberg. Die Kooperation ist langfristig angelegt und fixiert. Das sichert den Standort.
Grundmann: Aus der Karlsberg-Sicht ist der Standort Winnweiler ideal. Bischoff ist für uns Problemlöser für Spezialsorten und kleine Chargen, die
wir in unserer Betriebsgröße in Homburg nur schwer abbilden können. So
werden wir flexibler und gewinnen gerade bei kleineren Produktionsmengen
an Effizienz.

Regiogeflüster: Das heißt, in Winnweiler werden auch Produkte gebraut,
die mit der Marke Bischoff nichts zu tun haben?
Bischoff: Ja. Die Zukunft unserer Brauerei steht auf drei Füßen, erstens der Arbeit für die Marke Bischoff, zweitens Spezialaufträge aus dem Hause Karlsberg und drittens sogenannte Lohnbrauaufträge von Dritten.

Regiogeflüster: Doch wenn nun zwischen Bischoff und Karlsberg der Wettbewerbsdruck wegfällt, könnte dies nicht einer der beiden Marken in
einem gemeinsamen Vertrieb schaden?
Grundmann: Nein, dafür ist der Wettbewerb gegenüber den großen nationalen Marken zu groß als dass wir hier nachlassen könnten.

Regiogeflüster:
Wie geht's denn weiter mit den typischen Bischoff Produkten wie dem Fritz-Walter-Bier oder Steinbrecher original?
Bischoff: Im Bischoff-Portfolio wird es kleine Änderungen geben, wir werden uns von unseren Randsortimenten wie dem Cola-Bier trennen, auch um Dopplungen gegenüber Karlsberg zu vermeiden. So können wir uns voll
auf unsere wesentlichen Hauptmarken konzentrieren, dazu zählen die genannten Sorten.
Grundmann: Wir setzen zum Beispiel auf die hohe Weizenbier-Kompetenz
aus dem Hause Bischoff mit der Sorte Falkensteiner. Übrigens gibt es das
Bischoff-Export über den gemeinsamen Vertrieb nun auch im Saarland ...

Also doch: Echte Saar-Pfälzer Völkerverständigung. Auf die Freundschaft!

 

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