Facebook

„Eine starke, super regionale Marke“

DIE RHEINPFALZ, Donnersberger Rundschau 28. Juli 2015 - Stadt

Bericht von Sebastian Stollhof

Foto: NOBI

WINNWEILER: Ein Absatzplus, Investitionen, nahezu eine Vollauslastung und dazu auch noch drei Mitarbeiter neu - beziehungsweise
wiedereingestellt. Die Kooperation zwischen der Bischoff-Brauerei und Karlsberg ist für beide Seiten ein Gewinn. Das betonen die beiden Chefs Sven Bischoff und Christian Weber im RHEINPFALZ-Gespräch.

Eines, sagt Christian Weber, der Generalbevollmächtigte der Homburger Karlsberg-Brauerei, ist ihm ganz wichtig. „Wir wollen diese regionale Brauerei stärken und weiterentwickeln. Wir werden alles tun, um das zu beweisen.“ Soll auch heißen: Karlsberg will nicht Bischoff übernehmen, sondern helfen, die Marke nach vorne zu bringen. „Als Traditionsbrauerei hat Bischoff eine sehr gute Zukunft, wenn wir es gemeinsam schaffen, die Marke am Markt zu halten“, betont Weber.„ Wir haben die Markenrechte und den Vertrieb an Karlsberg abgetreten. Den kompletten Außendienst übernimmt Karlsberg. Sie vertreiben die Marke mit, und das machen sie sehr gut“, lobt Sven Bischoff. Und Weber ergänzt: „Normalerweise ist das Bild ja so, dass große Brauereien kleine kaufen und deren Produkte dann verschwinden. Im Ausland ist das Modell der Kooperation aber ein ganz normales. Wir haben so etwas auch schon mit verschiedensten Marken über viele Jahre gehabt.“

Karlsberg habe die Vertriebsstruktur, die es ermögliche, dass Bischoff auch im Ausland angeboten werde. So gebe es beispielsweise einen Kunden, der Bischoff in Südkorea vertreibe. „Die Bischoff-Marken ergänzen unser Sortiment“, betont Weber. Er habe ohnehin festgestellt, dass sich die Produktsortimente verändern. „Es geht wieder mehr in Richtung Spezialitäten, mehr in Richtung Retro.“

Ziel sei es aber auch, die regionale Verwurzelung wieder stärker in den Vordergrund zu rücken. „Wir können den Markt so gemeinsam bearbeiten, denken darüber nach, wie man die Brauerei zukunftsfähig machen kann“, sagt Bischoff, der Christian Weber als sehr innovativen Menschen lobt. Vorteil der Bischoff-Brauerei wiederum sei, sagen Weber und Bischoff im Gespräch mit der RHEINPFALZ, dass man in Winnweiler spezifische Produkte herstellen könne. In Homburg lohne es sich da beispielsweise gar nicht, für kleinere Chargen die Maschinen anzuschmeißen. Zum Vergleich: In Winnweiler werden im Jahr rund 100.000 Hektoliter Bier gebraut, Karlsberg stellt laut Weber in seinen Brauereien in Homburg und in Frankreich vier Millionen Hektoliter pro Jahr her.

Gerade auch für das Auslandsgeschäft seien die Bischoff-Sorten interessant. „Koreanische Kunden bekommen hier eine echte Traditionsbrauerei geboten“, sagt Weber. Übrigens: Dass Kunden aus Korea in Winnweiler vorbeischauen und sich in der Brauerei alles ansehen, kommt immer mal wieder vor. Aber Christian Weber betont auch: „Das internationale Geschäft ist schön und nett. Was wir schaffen müssen, ist die Marke Bischoff zu der starken Pfälzer Marke zu entwickeln in der Region. Das ist harte Arbeit!“

Dafür ist Know-how aus dem Saarland wichtig. Das weiß auch Sven Bischoff. So können sich pfälzische und saarländische Techniker stets austauschen. Und investiert wird auch: 500.000 Euro im Jahr 2015, unter anderem in eine neue Konfektionierungsanlage. Zudem soll die Winnweilerer Brauerei noch 2015 eine IFS-Zertifizierung erhalten. „International Featured Standard“ verbirgt sich hinter der Abkürzung. Einheitliche internationale Lebensmittel-, Produkt- und Servicestandards.

Ein Plus für Weber ist auch die Hefezucht bei Bischoff, sowohl unter- als auch obergärig. „Es gibt ganz wenige Brauereien, die in der Lage sind, das zu trennen. Wenn man im Moment über Bier spricht, wird ganz viel über Rezepte geredet. Das Thema Hefe haben da viele nicht auf dem Schirm“, so der Karlsberg-Chef.

34 Mitarbeiter sind derzeit bei Bischoff beschäftigt. Vor der Kooperation, vor der Auslagerung des Vertriebs, waren es noch 57. Drei Personen wurden neu- beziehungsweise wiedereingestellt, wie Sven Bischoff sagt. Im ersten Halbjahr gab es immerhin ein Absatzplus um 40 Prozent im Vergleich zu 2014.

Die Brauerei sei derzeit nahezu voll ausgelastet. Was auch damit zusammenhängt, dass Karlsberg seine komplette 5-Liter-Dosen-Anlage abgestellt hat und in diesem Sektor voll auf Winnweiler setzt. „Das hat uns sehr geholfen“, sagt Sven Bischoff – und ergänzt: „Für uns war schnell klar, dass wir die Biermanufaktur behalten wollen. Mit der Logistik waren wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“

So stehen in der Winnweilerer Brauerei neben den bekannten Bischoff-Kästen auch Dosen mit AC/DC-Bier oder Würenbacher, eine Marke, die Karlsberg speziell für den chinesischen Markt herstellt. „Der chinesische Markt explodiert derzeit. Es kann aber keiner einschätzen, ob das nachhaltig ist“, erklärt Weber. In Winnweiler wird derzeit auch mit Einweg-Fässern aus PET experimentiert. Ebenfalls etwas für das Ausland.

„Braukunst hat viel mit der Fähigkeit zu tun, zu experimentieren. Der Sprung vom Experimentellen zum Massenprodukt ist schwierig“, weiß Weber. Bischoff sei auf der einen Seite klein genug, um zu experimentieren, auf der anderen Seite groß genug, um Produkte auf den Markt zu bringen. Und was die Zukunft bringe, sei ohnehin die Frage. In Frankreich sei derzeit beispielsweise das Aperitifbier ein Thema.

Im Zuge der Kooperation hat Bischoff einige Randsorten eingestellt, Cola-Bier, alkoholfreies Radler, Malzbier. „Sorten, die sich für uns nicht rentiert haben“, sagt Sven Bischoff. „Mit Cola-Bier sind wir etwa nie richtig auf den Markt gekommen. Wir konzentrieren uns auf das klassische Biersortiment.“

Wenn es von Bischoff gewünscht sei, könne sich Weber eine langfristige Kooperation vorstellen. Die Bilanz fällt nach eineinhalb Jahren von beiden Seiten sehr positiv aus. „Ich bin überzeugt, dass man mit Bischoff auch in Zukunft eine schöne, starke, super regionale Marke haben wird“, betont der Generalbevollmächtigte der Karlsberg-Brauerei.

Daten & Fakten
Brauerei Bischoff

  • Mitarbeiter: 34
  • Im ersten Halbjahr 2015 ein Absatzplus von 40 Prozent eigenproduziertem Bier im Vergleich zu 2014 (12.357 Hektoliter Bier).
  • Für 2015 rechnet man mit der Herstellung von 100.000 Hektoliter Bier in Winnweiler.
  • Nahezu Vollauslastung der Anlagen im Sommer.
  • Investitionen: 500.000 Euro im Jahr 2015. Derzeit wird eine neue Konfektionierungsanlage angeschafft. (ssl)

 

> nach oben